Zürich - 01.12.2021
Die Märkte starten durchs Band freundlich in den Tag. Powell und Yellen mussten heute noch vor dem Banken-Komitee des Senates aussagen. Viel neues wurde jedoch nicht gesagt. Hervorgehoben wurde, dass die Unterstützungspakete von Biden die Inflation nicht massgeblich mitbeeinflusst hätten (was weitere Unterstützung des Staates legitimiert) und dass von sinkender Inflation in den nächsten Quartalen ausgegangen werden könne. Schauen wir mal…Der US-Dollar ist zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Updates mehr oder weniger unverändert, der S&P500 rund 1% im Plus. Bitcoin und Ethereum pendeln auf relativ hohem Niveau seitwärts.
Heute mal etwas zur Situation in der Schweiz: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) veröffentlichte heute die Inflationsdaten. Die Preise stiegen im November um 1.5%, also zieht die Inflation auch bei uns an. Wir befinden uns jedoch auf deutlich tieferem Niveau als unsere Nachbarländer und vermutlich sogar als die ganze restliche Welt. Die Schweiz hat im jetzigen Umfeld einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Ausland: Wir haben den Schweizer Franken! Kombiniert mit der wirtschaftlichen und politischen Stabilität der Schweiz ist er DER sichere Hafen für Anleger aus dem Ausland in stürmischen Zeiten. Das heisst, es besteht so gut wie immer grosse Nachfrage nach Schweizer Franken. Die SNB hatte in den letzten Jahren eher das Problem, dass sich unsere Währung aufwertet anstatt abwertet (Stichwort Euro-Mindestkurs). Weiter ist die SNB im Stande, die Geldmenge und Zinsen in unserem Wirtschaftsraum selbst zu beeinflussen, was unsere Nachbarländer aufgrund der Euro-Gemeinschaftswährung nicht können. Daher ist es für eine EZB viel schwieriger, ein Zinsniveau zu halten, welches für sämtliche Volkswirtschaften dienlich ist. Was für Griechenland gut wäre, ist für Deutschland vielleicht eher schlecht und umgekehrt. In der Schweiz sind zudem die Produktionskapazitäten einigermassen da, zumindest mal für die Inlandsproduktion. Einzig die Öl-Preise und Chip-Knappheit vermögen hier die Inflation massgeblich zu beeinflussen. Dazu kommt, dass der starke Franken für uns Importe billiger macht. Teurere Importe sind für kleinere Länder häufig ein Problem, da Inflation zum Beispiel aus den USA mit teuren Gütern mitimportiert wird und die Preise im Inland hebt. Bei uns ist eher das Gegenteil der Fall. Die politische Ordnung in der Schweiz macht es der SNB zudem möglich, sehr unabhängig zu arbeiten. Die relativ tiefe Staatsverschuldung schafft Raum für Zinsanhebungen, ohne direkt politischen Widerstand zu verspüren. Zinsanhebungen in anderen Ländern sind oft mit Fluchen von Politikern begleitet, da mit höherem Zins die Rückzahlungen von Staatsschulden teurer werden. Zu guter Letzt waren wir eines der ersten Länder, welches mit negativen Zinsen konfrontiert war. Wir alle und vor allem unsere Banken haben gelernt, damit zu Recht zu kommen. Äusserst erfolgreich und seit Jahren ohne nennenswerte Inflation. Ich mache mir aus diesen Gründen im Moment wenig Sorgen um nachhaltige, starke Preisanstiege. Wir befinden uns immer noch im Zielband von 0%-2% Inflation, was als Preisstabilität bezeichnet wird. Kurzfristiges überschreiten könnte passieren, aber wir haben die nötigen Mittel, um mittelfristig gegensteuern zu können. Ich hoffe, ich konnte den Schrecken des Inflationsgespenstes etwas mildern. 😉 E schöne Obig!