Zürich - 14.12.2021
Gestern habe ich noch in den Discord-Channel geschrieben, dass Aktien «juicy» aussähen. Ja das war wohl nix. Heute wurde der Producer Price Index (CPI) veröffentlicht. Wir erinnern uns an den CPI von letzter Woche, den Index der Konsumentenpreise. Der Index der Produzentenpreise ist sehr ähnlich, halt einfach vom anderen Ende der Wertschöpfungskette her gesehen. Es handelt sich dabei um die Preiserhöhung für Güter und Waren bei deren ersten Transaktion. Also um Rohmaterialien, welche danach weiterverarbeitet werden. Über mehrere Verarbeitungsschritte wird daraus ein fertiges Produkt und wir landen wieder beim Konsumentenpreis. Der CPI erhöht sich auf Jahressicht um stolze 9.6% und zeigt ebenfalls starke inflationäre Tendenzen. Vor allem Tech-Schwergewichte wie Alphabet, Amazon oder META (ehemals Facebook) werden abverkauft. Sie sinken teils bis zu 4% und ziehen den Gesamtmarkt mit hinunter. Der S&P500-Index wird im Moment zu 4611 Punkten oder 1.23% im Minus gehandelt. Bei all der Weltuntergangsstimmung vergisst man schnell, dass wir trotzdem nicht mal 3% vom Höchststand entfernt sind…
Bitcoin und der Kryptomarkt leiden mit, allerdings sind zum jetzigen Stand keine neuen Tiefs im Vergleich zu gestern erreicht worden.
Weiterhin seitwärts geht es beim US-Dollar, dieser pendelt seit gut zwei Wochen in derselben Preisspanne auf und ab. Mit dem FOMC-Meeting von morgen vermute ich hier die Ruhe vor dem Sturm. Gemäss einer Umfrage von Reuters erwartet die Mehrheit der Händler und Ökonomen einen Zinsanstieg von 0% auf 0.25-0.5% im Verlauf des dritten Quartals 2022 und eine weitere Zinserhöhung im letzten Quartal 2022. Gemeint ist dabei der Referenzzinssatz der FED. Zu diesem können sich Geschäftsbanken Geld leihen. Andere Stimmen gehen von einem Zurückfahren der Anleihenkäufe bis März aus, gefolgt von einem ersten moderaten Zinsschritt zum Ende des ersten Quartals. Sollten die Entscheide der FED morgen in dieser Spanne liegen, könnte sich der Markt vermutlich etwas beruhigen. Generell gilt: Werden die Erwartungen erfüllt ist die Welt in Ordnung, egal wie schlecht die Erwartungen waren. Werden die Erwartungen übertroffen (in diesem Falle beispielsweise gar keine Zinserhöhung im 2022) wird an den Märkten gefeiert. Werden die Erwartungen unterboten (beispielsweise mit einer Zinserhöhung direkt im ersten Quartal 2022) wird wohl der Abverkauf weitergehen. Leider muss man heutzutage auch an dieser Logik etwas zweifeln. In den letzten Monaten wurden vermehrt Überreaktion durch Retail Investoren (Kleinanlegern) festgestellt. Also das panikartige Verkaufen von Anlagen von (vermutlich) Börsenneulingen. Ein Phänomen, welches wir wahrscheinlich Robinhood und dem Coronaboom zu verdanken haben.
So, bis morgen heisst es für mich Füsse stillhalten. Alles bis dahin ist für mich persönlich bloss Lärm und Spekulation, denn erst morgen ist «Matchday». Ich hoffe, euch etwas Klarheit über die Situation an den Märkten gebracht zu haben. Morgen um diese Zeit sollten wir mehr wissen. E schöne Obe!