Zürich - 26.11.2021
Thanks for nothing, Thanksgiving! Was für ein Tag. Wie die meisten mitbekommen haben, korrigiert heute Bitcoin um rund 10% nach unten. Im Sog des Kryptoriesen korrigiert der gesamte Markt und nicht ganz 750 Millionen US-Dollar werden liquidiert. Mal schauen ob dies nun endlich als Leverage-Shakeout ausreicht…Um die Gründe des Abverkaufs scheiden sich die Geister beziehungsweise kann eigentlich niemand so genau sagen, was denn gerade wirklich los ist und wer weshalb Panik bekommen hat und weshalb nicht und sowieso ist ja jetzt eh alles wieder bearish. Denn nicht nur Bitcoin taumelt, sondern beinahe alle Finanzmärkte rund um den Globus. Heute sehen wir den S&P500 teilweise über 2% im Minus (für Aktien Verhältnisse ein happiger Abverkauf), die Zinsen sinken, Öl sinkt und auch der US-Dollar korrigiert stark. Nur Gold steigt knapp um wenige Zehntel Prozentpunkte. Eine Kombination, die eigentlich überhaupt keinen Sinn macht. Wir sehen also, irgendetwas lief seit Corona wohl doch falsch und die Finanzmärkte sind weit entfernt von jeglicher Normalität, egal, wie gut die Wirtschaft läuft und egal wie viele Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt drängen. Als mögliche Ursache wird die neue Covid-Variante aus Südafrika gehandelt. Für mich macht dies zwar dahingehend Sinn, dass dies zweifellos eine schlechte Nachricht ist. Andererseits waren schlechte Corona-Nachrichten in den letzten Monaten meist ziemlich bullish. Mehr Gewicht haben für mich die FED-Minutes. Die Minutes sind quasi das Protokoll der letzten FED-Sitzung. Sie liegt zwar schon ein Quartal zurück (das Protokoll wird immer erst so spät veröffentlicht) und eben deswegen ist der bereits sehr hawkishe Ton so überraschend. Wenn Zentralbanker hawkish sind, wollen sie eher die Zinsen anheben. Das Gegenteil dazu ist dovish, sind sie dovish, wollen sie entsprechend die Zinsen senken. Es hat sich gezeigt, dass die FED-Banker bei der letzten Sitzung bereits ziemlich hawkish waren. Sie haben Kennzahlen und Zielgrössen vereinbart, bei welchen sie die Umkehr zur restriktiveren Geldpolitik beschleunigen werden. Eine davon wurde gestern erreicht mit den guten Arbeitsmarktdaten. Zusammen mit der steigenden Inflation sieht sich die FED dazu gezwungen, den Gelddrucker wohl etwas weniger zu benutzen. Meiner Meinung nach ist der «Crash» von heute für den Moment eine Überreaktion. Ich erinnere mich gut an Ende 2018 als Jerome Powell versucht hat, die Anleihenkäufe zurückzufahren. Die Märkte crashten ähnlich wie heute. Ich denke, Powell hat aus dieser Erfahrung gelernt und wird sehr behutsam vorgehen, zumal die heutige wirtschaftliche Lage sehr viel instabiler ist. Ein Aktiencrash ist das eine, wenn allerdings die Zinsmärkte verrücktspielen, hat er ein echtes Problem (da dies auch grosse Banken zum Wanken bringen kann). Doch warum ist es dann eine Überreaktion, schliesslich könnte ja der Markt richtig crashen wenn die Zinsen angehoben werden? Geldpolitik ist nicht nur heben und senken von Zinsen, sondern viel Kommunikation. Mit entsprechender Kommunikation kann Powell den Markt langsam an die Vorstellung gewöhnen, dass die Zinsen früher oder später angehoben werden. Dies macht er seit geraumer Zeit. Er hat klargestellt, dass die Zinsen nicht ewig so tief bleiben und die grossen Player werden dies registriert haben. Nun haben sie Zeit, sich entsprechend aufzustellen. Bitte versteht mich trotzdem nicht falsch: Werden irgendwann mal die Zinsen angehoben, wird dies den Markt sicherlich erschüttern. Powell muss einfach schauen, dass die wichtigen Institutionen damit umgehen können. Nun, was heisst das für Bitcoin? Werden die Zinsen dann tatsächlich angehoben oder generell weniger Geld in die Märkte gepumpt, wird auch Bitcoin leiden. Das haben wir heute gesehen. Allerdings hat sich fundamental nichts für Bitcoin geändert. Bitcoin outperformt immer noch sämtliche Asset-Klassen um Längen und immer mehr Personen können sich Bitcoin als Absicherung gegen Finanzmarktturbulenzen vorstellen. Darunter geniale Denker wie Lynn Alden. Solltet ihr euch für Makroökonomie interessieren, empfehle ich euch, ihr auf Twitter zu folgen. Für mich eine der besten Analysten unserer Zeit. Andere werden es nie einsehen, wie Peter Schiff. Vielleicht hat er sogar wieder den Boden dieses Einbruchs markiert. Seine Anti-Bitcoin-Pro-Gold-Tweets sind legendär und dienten schon das eine oder andere mal als Bottom-Signal. 😉 So, heute wurd’s etwas länger…Ich verabschiede mich ins Wochenende und wünsche erholsame Tage. HODL!